Bundesverband für freie Kammern e.V. Transparenz bei IHK-Gehältern: Kassel geht voran – zahlt aber viel zu viel

01.06.2015

Transparenz bei IHK-Gehältern: Kassel geht voran – zahlt aber viel zu viel

Das Problem mit der praktizierten Transparenz besteht für die IHKn darin, dass (mögliche) Missstände damit natürlich in den Fokus rücken. Transparenz zu verweigern ist dabei keine Alternative, da sich so zu einem möglichen Missstand noch ein weiterer gesellt – nämlich mangelnde Transparenz. Eine Strategie mit Perspektive kann nur lauten: Transparenz schaffen – Missstände identifizieren – Missstände beseitigen.Das Thema der Gehälter der IHK-Geschäftsführungen ist schon seit vielen Jahren Ursache von Ärger und Spekulationen. Spekulationen, weil die IHKn hier in Sachen Transparenz mehr als rückständig sind. Ärger, weil das wenige, was an Informationen nach außen drang, begründeten Anlass zur Sorge gab, dass die IHK-Funktionäre sich hier maßlos selbst bedienen.
Das was die IHK-Organisation seit wenigen Jahren als ein Zugeständnis an Transparenz anbieten – nämlich die Veröffentlichung der Gehaltssummen der Geschäftsführungsebene – ist eher dabei eher als Versuch der Vertuschung zu bewerten. Denn tatsächlich gibt es dabei keine abgesprochene einheitliche Definition, welche Führungsebenen dazu zu zählen sind. Und so fällt auf, dass einige IHKn (u.a. Chemnitz, Erfurt, Hamburg, Hannover, Koblenz, Saarbrücken) hier mit möglichst vielen Köpfen und hohen Gehaltssummen jonglieren, um die Gehälter ihrer Spitzenkräfte zu vernebeln. Da ist es wohl kein Zufall, dass es die Kammern z.B. durch erheblichen Lobbyeinsatz erreicht haben, in Schleswig-Holstein von dem neuen „Gesetz zur Veröffentlichung der Bezüge der Mitglieder von Geschäftsführungsorganen und Aufsichtsgremien öffentlicher Unternehmen“ voraussichtlich nicht erfasst zu werden. Solange das so ist, kommen einige Zahlen dann eher zufällig ans Licht des Tages (IHK Lüneburg-Wolfsburg) oder es bleibt nur der Weg einer vorsichtigen Annäherung anhand der bekannten Informationen (Hamburg).Die IHK Kassel-Marburg, in der seit dem vergangenen Jahr immerhin 16 explizit der IHK gegenüber kritischer Geister in der Vollversammlung wirken, hat nun die Mauer des Schweigens durchbrochen. Und bevor, die veröffentlichten Zahlen - immerhin rd. 234.000 € pro Jahr - zur Besoldung der neu gewählten Hauptgeschäftsführerin kritisch bewertet werden, muss die Offenheit deutlich gewürdigt werden. Denn das was im Rest der Gesellschaft (Politik, Führungskräfte öffentlicher Unternehmen, Vorständen gesetzlicher Krankenkassen, DAX-Vorständen) selbstverständlich ist, ist in Kammerland immer noch verpönt. Und wir dürfen sicher davon ausgehen, dass die Kasseler von ihren IHK-Kollegen im Rest des Landes für diese Offenheit nicht nur Komplimente gehört haben.
Aber natürlich müssen die veröffentlichten Zahlen dann auch kritisch bewertet werden. Und da kommt man an der Feststellung nicht vorbei, dass die Besoldung völlig überzogen ist und in keinem vernünftigen Verhältnis zur Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung steht. Denn eine IHK ist nicht viel mehr als eine Behörde ohne jedes unternehmerisches Risiko. Die Kammern sehen sich selbst aber gerne selbst als Unternehmen. Aber selbst im Vergleich z.B. zu öffentlichen Unternehmen ist das Gehalt der Hauptgeschäftsführung in Kassel völlig überzogen, wie die Tabelle zeigt.

 Gehälter Kassel

Seit der Entscheidung in Kassel wird sich jetzt aber jede der anderen 79 IHKn fragen lassen müssen, warum nicht auch dort endlich Schluss ist mit der Geheimniskrämerei.